Warum Alkohol gesund
ist – von Captain Slow
Alkohol ist ungesund. Das
gilt Vielen als unumstößliches Gesetz. Dann kommen Ärzte und
nehmen die sogenannten Genusstrinker in ihre Arme. Rotwein und Bier
sind demnach tatsächlich gesund. In Maßen genossen. Wunderbar! Dem
will man sich doch anschließen. Ein böses Erwachen folgt: Diese
Apostel der moderaten Freude rechnen Bier und Wein nicht in Liter und
Flaschen, sondern in „Alkoholeinheiten“. Eine Alkoholeinheit ist
genau ein Glas. Mit anderen Worten: Ein vielversprechender Anfang.
Aber genau nicht mehr. Und das weiß man seit der Schulzeit: Wenn es
mit Einheiten losgeht, hört der Spaß auf. Physikalische Einheiten,
Lerneinheiten, Deutsche Einheit.
Mengenkontrolle ist
angesagt. Freude in reglementierten Portionen. Prost.... aber nur
einmal. Ein Glas Rotwein. Für das Herz. Also das Organ. Nicht im
übertragenen Sinn. Alles ganz vernünftig. Der Abend ist noch jung?
Macht nichts. Vielleicht noch eine Selter. Und morgen könnten wir
uns schon wieder auf ein Glas treffen. Ein Glas. Als ich jung war,
war „ein Glas Wein trinken“ ein Synonym für „Mal schauen was
der Abend noch bringt, jedenfalls hoch die Tassen“. Es gab dann
großartige, fast philosophische Weisheiten, die untereinander
ausgetauscht worden sind: „Prost, so jung kommen wir nicht wieder
zusammen.“ Wer wollte diese Theorie in Zweifel ziehen? Oder es
wurden männliche Verbundenheitsbekundungen ausgetauscht: „Ich bin
sehr zufrieden mit uns“. Oder gar: „Mit Dir trinke ich am
liebsten“. Die gute alte Zeit. Das geht heute natürlich alles
nicht mehr. Heute müsste man sagen: „Mit Dir genieße ich meine
Alkoholeinheit am liebsten“. Tut aber niemand. Warum auch? Ein Glas
ist ja nur der Anfang. Aber wenn der Anfang auch das Ende ist, wird
dies gemeinhin als fatal bezeichnet.
Was ist passiert? Die
Vernunft setzt sich durch. Aber es nicht nicht die Vernunft, die Kant
im Sinn hatte. Es ist das, was Menschen Vernunft nennen, wenn sie
sich Regeln unterwerfen, die einem langen, gesunden und geregelten
Leben zuträglich sein sollen. Body-Mass-Index. Work-Life-Balance.
Nicht zu viel Fleisch, kein Nikotin. Nicht zu viel Arbeit. Früh ins
Bett, genug Schlaf. Kein Stress bitte, mein Nachbar hat schon
Burn-Out. Ich habe Angst, dass das ansteckend ist. Ist ja eine
Krankheit. Man weiß es nicht.
Werden diese Prediger des
Moderaten nun alle ein langes Leben haben? Ich fange jetzt nicht mit
dem alten Kalauer an, nach dem deren Leben nicht lang ist, es ihnen
nur schrecklich lang vorkommt. Ich versteige mich in eine ganz andere
Theorie: Entscheidend für ein langes Leben sind nicht die
konsumierten Alkoholeinheiten und die geschlafenen Stunden.
Entscheidend sind Freude und Spaß. Jawohl! Spaß. Eines der
schönsten Worte der deutschen Sprache. Nur die Deutschen schaffen
es, an sich wunderbare Zustände in ein schlechtes Licht zu rücken.
Unterhaltungsmusik etwa. Was ist schlecht daran, unterhalten zu
werden? Nein. Das ist zu banal. Nicht intellektuell. Oder die
Spaßgesellschaft. Um Gottes Willen! Das haben die Grünen uns
bereits erklärt. Weil sie so unfassbar klug sind. Konsumterror.
Freude an schönen Dingen. Das ist Terror.
Freude spendet Leben. Ich
rede nicht dem ständigen Vollsuff das Wort. Ich meine nicht, dass
wir uns 2 Schachteln Zigaretten täglich reinpfeifen sollten und uns
nur noch von Currywürsten ernähren müssen. Das wäre schließlich
alles andere als spaßig. Aber wir müssen uns wieder darüber
bewusst werden, dass Freude unabhängig von ärztlicher Meinung und
umweltpolitischer Propaganda nicht nur die Lebensqualität
verbessert, sondern sogar die Gesundheit.
Ein zufriedener Mensch
ist ein gesunder Mensch. Ein Mensch mit permanent schlechtem Gewissen
ist unglücklich und gestresst. Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs,
Tod.
Gaudeamus igitur. Und ich
war nie in einer schlagenden Studentenverbindung. Ich verachte diese
Menschen. In keiner studentischen Verbindung war ich je. Dennoch:
lasst uns alle fröhlich sein, glücklich sein, lange leben. Feste
feiern, wie sie fallen. Sonst werden wir krank und sterben.
Captain Slow
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