Will ich in der ersten Reihe sitzen? - Von Philipp Heine
Vor langer Zeit ähnelten sich Weltpolitik und Fernsehen
sehr: Beide hatten nur zwei mögliche Programme und alles war sauber in schwarz
und weiß aufgeteilt. Angeboten wurden mindestens 10 Jahre alte Spielfilme,
Talkshows, einige Serien, Tatort, Aktenzeichen XY, Tagesschau, Schulfernsehen,
Sesamstraße und im Sommer einen Karton für´s Kind. Zudem hatte man die Wahl
zwischen einem Schweinderl der Wahl und „Wetten dass…“. Auch die altdeutsche
Fraktion war nicht vergessen worden. Mit fröhlichem Schunkeln im
Musikantenstadl konnte Omas Generation beruhigt und davon abgehalten werden,
den Rest der Welt wieder heim ins Reich holen zu wollen.
Schließlich in den 80ern brach die Medienbarbarei über Deutschland herein. Die Privaten kamen und brachten neue Ideen und wechselhaftes Niveau mit. Erstaunlicherweise blieben die Konzepte und Inhalte der öffentlich-rechtlichen Sender bis heute davon komplett unberührt. Gelegentlich wurde ein Format übernommen, ab und an verlor man Übertragungsrechte für Sportveranstaltungen, aber trotzig blieb alles unverändert. Der einzige Wandel der in den letzten 30 Jahren erkennbar geworden ist, besteht darin, dass in Talkshows nicht mehr geraucht und weniger Alkohol konsumiert wird (, es sei denn, Helmut Schmidt ist anwesend). Und nicht zu vergessen: Die Mainzelmännchen wurden dem Multimediazeitalter angepasst.
Schließlich in den 80ern brach die Medienbarbarei über Deutschland herein. Die Privaten kamen und brachten neue Ideen und wechselhaftes Niveau mit. Erstaunlicherweise blieben die Konzepte und Inhalte der öffentlich-rechtlichen Sender bis heute davon komplett unberührt. Gelegentlich wurde ein Format übernommen, ab und an verlor man Übertragungsrechte für Sportveranstaltungen, aber trotzig blieb alles unverändert. Der einzige Wandel der in den letzten 30 Jahren erkennbar geworden ist, besteht darin, dass in Talkshows nicht mehr geraucht und weniger Alkohol konsumiert wird (, es sei denn, Helmut Schmidt ist anwesend). Und nicht zu vergessen: Die Mainzelmännchen wurden dem Multimediazeitalter angepasst.
Von Beginn an hatte der staatliche Rundfunk den Charme einer
Beamtenfantasie. Verwirrung und Verwunderung über Stilblüten und Kuriositäten
wurden unmerklich zum festen Bestandteil medialer Unterhaltung in Deutschland.
Es ist faszinierend, dass sich einige Ikonen der Absurdität bis heute bewahrt
haben: Das bajuwarische Schulfernsehen wurde in den 70er Jahren gestaltet und
gedreht. Seither werden die gleichen Folgen regelmäßig über den Äther gejagt.
Jede dieser Sendungen, ob naturwissenschaftlicher oder fremdsprachlicher Art,
hinterlässt Zuschauer, die zwar keinen Deut besser in Naturwissenschaften oder
Fremdsprachen geworden sind, aber mit offenem Mund staunen und sich fragen, ob
sie das eben wirklich gesehen, oder merkwürdig geträumt haben. Beängstigend blickende Männer mit Pullundern und Frisurversuchen, die darauf schließen
lassen, dass sich ihre nächtlichen Fantasien ausschließlich um Mama und mathematische
Ableitungen drehen, referieren monoton Zahlenreihen, die grobpixelig auf dem
Bildschirm erscheinen und genauso anschaulich und nachvollziehbar für Schüler
sind, als wären sie auf russisch geflüstert worden. Die einzigen Lektionen des
Schulfernsehens, die sich ins Gedächtnis eingebrannt haben, beziehen sich auf
das Erkennen von sexuellen Abwegen bei gescheiterten Akademikern.
Nicht ohne Grund fragt man sich, was eigentlich mit all den
Rundfunkgebühren angestellt wird, die von jener schwarzen Brigade eingetrieben
wird, in der sich all jene tummeln, die früher lederbemäntelt Abweichler in
Limousinen mit laufendem Motor geschubst und in korrektiven Institutionen
verschwinden gelassen hätten.
Die erste Antwort lautet: Einkauf von
Sportübertragungsrechten. Das System von Doping, Korruption und Ausnutzung
derer, die´s in den Beinen und nicht im Kopf haben, wird am Laufen gehalten,
damit auch Hooligans und Subalterne gelegentlich Erfolge feiern können.
Als zweite Antwort müssen Rundfunk- und Fernsehpreise
genannt werden: Fachleute, die man nicht kennt, beurteilen Prominente, die man
nicht kennt, um ihnen für Beiträge, die man nicht kennt, Preise zu überreichen,
die nach Menschen benannt sind, die man nicht kennt.
Die letzte Antwort muss natürlich der Posten der Gehälter
sein. All die Kreativen, die uns täglich erleuchten und beglücken, verdienen
selbstverständlich eine großzügige Entlohnung. Da Qualität immer teuer ist, muss
der Rundfunk sowohl durch den Verkauf von Werbeslots, als auch durch die
Beiträge des Bürgers finanziert werden. Jedem Politiker und sonstigem
Verantwortlichen ist dabei zweifellos klar, dass die Beiträge pauschal sein
müssen und sich nicht auf tatsächlich konsumierte Dienstleistungen beziehen
dürfen, da sonst binnen einer Stunde nur noch 6300 pensionierte Lehrer aus der
68er Generation öffentlich-rechtliche Sender einschalten würden. Gewisse
Widersprüche mit Verfassung und freier Marktwirtschaft können hingenommen
werden, da der Deutsche nicht wirklich dafür bekannt ist, sich gegen die
Obrigkeit aufzulehnen. Es bleibt uns also nur, ARD, ZDF und die dritten
Programme als historisches Kuriosum zu betrachten, auch wenn klar ist, dass
Menschen, die sich von so etwas unterhalten lassen, sicherlich auch über
Behinderte lachen.
Die Erfahrung lehrt, dass auch ein blindes Huhn mitunter
Körner findet. So habe auch ich schon durchaus Interessantes und Amüsantes im
öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesehen und gehört. In Anbetracht der Rechnung,
die mir allerdings dafür präsentiert wird, hätte ich darauf verzichten können.
Ich wünsche Ihnen zarte Opernklänge, Schunkeln und binomische Formeln, die Garant für tiefen und gesunden Schlaf sind.
Philipp Heine
Philipp Heine
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