Der Amerikaner - Von Philipp Heine
Deutschland ist eine Nation von sportlichen, gebildeten und
weltgewandten Schöngeistern. Entsprechend fällt es schwer, all diese vulgären,
oberflächlichen und ungebildeten Amerikanismen zu ertragen, die wie eine
stinkende Flut über den Atlantik schwappen. Amerikaner sind nun einmal
oberflächlich, fett und dumm. Wenn sie morgens ihre Schrotflinte schultern und
sich auf den Weg zur nächsten Hinrichtung machen, vergessen sie nicht, einige
Wurfzettel einzupacken, auf denen sie die Evolutionslehre leugnen. Sie
spionieren uns aus, beleidigen uns, nutzen uns geschäftlich aus und zwingen
uns, ihr Niveau zu übernehmen.
Der Zorn gegen den Yankee ist so groß, dass ich fast täglich empörten deutschen
Wutbürgern begegne, die anprangern, dass die Amerikaner nicht wissen, wo Berlin
ist, während sie selbst natürlich genau über den Bildungsstand jedes einzelnen
von ihnen informiert sind. Es braucht nur ein Stichwort, und der tiefe Zorn
entlädt sich lautstark. Nichts, was von einem Amerikaner geplant, produziert
oder organisiert wurde kann von dem Verdacht losgesprochen werden, Kultur,
Frieden und Menschlichkeit zu gefährden.
Die rechtschaffene Verurteilung der Cowboys scheint den
Deutschen ein Bedürfnis zu sein, das direkt aus ihren Herzen spricht. Selbst in
erotischen Kontexten zeigen die Germanen kaum solche Leidenschaft, wie bei der
innerlichen Verbrennung von Stars and Stripes.
Ich komme nicht umhin, dieses Phänomen näher zu begutachten
und mich nach dem Grund zu fragen, dem diese Aggression entspringt.
Gehen wir systematisch vor: In den vergangenen 70 Jahren haben
die Deutschen aus ihrer Vergangenheit gelernt und haben die ehemaligen Sieger
in Sachen Humanismus und Friedfertigkeit weit übertrumpft. Es ist also
vollkommen unmöglich, dass die Wut ein Ausbruch verdrängter
Fremdenfeindlichkeit ist, die an die Oberfläche gelangen konnte, weil der Hass
auf Amerika in weiten Teilen unseres Planeten politisch korrekt geworden ist.
Gott bewahre! Im Gegenteil! Es ist der
ungehobelte und kurzgedachte Aktionismus der Amerikaner, der regelmäßig in
kriegerischen Konflikten gipfelt und so unseren mahnenden Zeigefinger nötig
macht. Während Deutschland, das ja geradezu Inbegriff des Pazifismus ist,
jahrzehntelang für den Weltfrieden eingetreten ist, indem es sich nicht an
Konflikten beteiligt hat und alle Parteien gerecht und gleichmäßig mit Waffen
versorgt hat und sich jedes Mal demonstrativ beschwert hat, wenn die
Bündnispartner Waffen und Soldaten einsetzten, um Europa und die Demokratie zu
verteidigen, haben die Amerikaner ihre Hände mit Blut besudelt und sogar ihre
Söhne und Töchter geopfert. Und für diese Gewalttaten hat der Ami vermutlich sogar
etwas mehr von diesen Kriegen profitiert als Deutschland. Verwerflichkeit,
wohin man blickt.
Es drängt sich aber der Gedanke auf, dass auch das
kulturelle Sendungsbedürfnis der Amerikaner den Groll in uns hegt.
Allein, was uns kulinarisch aufgedrängt wird, provoziert
hysterisches Wutgeschrei: Fette Hamburger, Genmais und Cola. Dieser Auswurf des
Satans verdrängt unsere traditionelle und gesunde Nahrung, wie Eisbein, Wurst, Spanferkel
oder Saumagen. Nun werden wir alle dick und sterben.
Amerikanische Filme, Musik und Autos sind aus ein und demselben
Grund schlecht für uns: Wir werden genötigt und dergestalt gehirngewaschen,
dass wir „cool“, jugendlich, schön und modern sein müssen. Dieser Wahn ist das
genaue Gegenteil unserer wahren Natur und macht uns krank.
Jeder weiß, dass die amerikanische Weltverschwörung auf
Dummheit und mangelnder Bildung basiert. Analysiert man, auf welchem
Bildungsniveau Amerikaner ihre berufliche Laufbahn antreten, dann muss man
feststellen, dass Deutschland ihnen, mit Ausnahme der Geistes-, Natur- und
Technikwissenschaften, weit überlegen ist. Angesichts der Tatsache, dass
Amerika über Atomwaffen und Weltraumtechnologie verfügt, ist das wahrlich beängstigend.
Ein weiterer Stein des Anstoßes ist die amerikanische
Verlogenheit und Bigotterie: In Amerika ist per Gesetz alles verboten, was Spaß
machen könnte, da nirgendwo auf der Welt mehr religiöse Fanatiker herumlaufen.
Gleichzeit hält sich jedoch niemand an diese Gesetze und im stillen Kämmerlein
wird ohne Unterlass gesündigt. In Deutschland hingegen ist auch alles verboten,
was Spaß macht, aber wir halten uns an die Gesetze, wie es sich gehört, und brauchen keine religiösen Begründungen für Verbote.
Abschließend und zusammenfassend komme ich zu dem Ergebnis,
dass die Deutschen viele gute Gründe haben, Amerika in seine Schranken zu
weisen.
Keiner dieser Gründe hat etwas mit Neid zu tun. Der Grund aber, der das Fass zum überlaufen bringt, ist, dass die Amerikaner dem Fußball nicht die angemessene Stellung einräumen, die ihm gebührt.
Keiner dieser Gründe hat etwas mit Neid zu tun. Der Grund aber, der das Fass zum überlaufen bringt, ist, dass die Amerikaner dem Fußball nicht die angemessene Stellung einräumen, die ihm gebührt.
Ich wünsche Ihnen deutsche Disziplin und Tapferkeit im Kampf
gegen das Böse.
Philipp Heine
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